Novità di BrettspielWelt

Brummis, Frachten und Moneten

6 Uhr morgens. Manni schält sich aus seiner Koje und fährt sich mit den Fingern durch die strubbeligen Haare. Er krabbelt nach vorne ins Führerhaus und macht es sich auf seinem Sitz bequem. Aus dem Handschuhfach angelt er eine verbeulte, silberne Thermoskanne und füllt seine erschöpften Koffeinreserven mit dem letzten Rest lauwarmen Kaffees wieder auf. Währenddessen schweift sein Blick zur Karte und er verinnerlicht die Route für den heutigen Tag. Er legt den leeren Kaffeebecher zur Seite und dreht den Schlüssel im Zündschloss. Nur widerwillig lassen sich die 450 PS durch den Anlasser wecken. Behäbig setzen sich die 25 Tonnen unter Manni in Bewegung und schieben sich die Auffahrt zur A5 hinauf.

Manni dreht an den Knöpfen seines betagten Funkgeräts bis er erste Stimmen seiner Kollegen aus dem Lautsprecher quaken hört. Neben dem üblichen Smalltalk plötzlich die Warnung vom Nürnberger-Rudi: "Achtung Leute, grünes Glatteis auf der A5 bei Gießen!". Doch Gießen hat Manni gestern schon hinter sich gelassen, also keine Gefahr für ihn. Am Kirchheimer Dreieck schwenkt er nach Norden auf die A7 und quält sich in einer langen Kolonne mit anderen Brummis durch die Kassler Berge. Er quält seine 450 PS bis zum Anschlag, denn bis Mittag muss er Hannover erreicht haben und dort seine Fracht abliefern, sonst gibt es wieder Stress mit seinem Chef. Doch der Verkehr wird immer dichter und schon kündigt eine unheilvolle Stimme aus dem Funkgerät das nächste Übel an: auf dem vor ihm liegenden Streckenabschnitt gab es einen schweren Unfall, die Autobahn ist komplett gesperrt.

Das hatte Manni grade noch gefehlt. Während er im Schritttempo weitertuckert, greift er nach seinem Routenplan und versucht sich zu orientieren. Für morgen stände noch eine Fracht von Dortmund nach Hamburg auf dem Plan. Vor ihm liegt das Autobahndreieck Kassel Süd. Wenn er nun erst über die A44 nach Dortmund fahren und dort seine Fracht einladen würde, könnte er über die A2 zurück nach Hannover und gleich weiter nach Hamburg, wo er die Ware aus Dortmund abliefern muss. In Gedanken überschlägt er den benötigten Frachtraum. Mist, das könnte knapp werden. Doch da fällt ihm ein, dass eine Schwesternspedition in Dortmund eine Niederlassung hat. Vielleicht könnte er dort einen Anhänger ankoppeln, dann würde sein Plan noch aufgehen. Also schwenkt er kurzfristig zur A44 und erreicht ohne weitere Komplikationen Dortmund. Er hat Glück und kann sich einen Anhänger besorgen.

Vollbeladen fährt er weiter nach Nordosten. Hannover erreicht er zwar nicht mehr zur Mittagszeit, doch dafür hat er schon die Ware aus Dortmund geladen, was ihm morgen Zeit spart. Er lädt seine Ware in Hannover aus und tritt den Weg nach Norden an. Mit etwas Glück kann er Hamburg heute sogar noch erreichen. Doch kurz vor der Hansestadt zerplatzt dieser Traum wie eine Seifenblase: vor ihm kündigt ein Heer von Bremslichtern die nächste Misere an. Da der vor ihm liegende Stau laut Info aus seinem Funkgerät bereits ziemlich lang ist, beschließt Manni, den heutigen Tag etwas früher zu beenden. Er steuert die nächste Raststätte an, genehmigt sich ein ausgiebiges Abendessen und verkriecht sich dann in seine Koje. Vor dem Einschlafen geht er in Gedanken noch einmal die Route für morgen durch. Denn auch morgen ist er wieder den ganzen Tag Auf Achse...