Newsbericht aus der BrettspielWelt
Hoch auf dem gelben Wagen...
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Vorstellung von Thurn und Taxis. |
Als Ende des 15. Jahrhunderts die Familie derer von Thurn und Taxis begann, Mitteleuropa mit unzähligen Poststationen zu überziehen, ahnte wohl noch keiner, zu welchem Reichtum und Ansehen sie die Beförderung von Nachrichten bringen würde. Das Botenwesen wurde revolutioniert und schaffte zuvor eine Nachricht 25 km am Tag, wurde durch die berittenen Boten, die ihre Fracht an den "positae stationes" wie einen Staffelstab übergaben, die Beförderungszeit auf 166 km pro Tag hochgeschraubt.
In diese Zeit hinein versetzt uns das neue Spiel von Karen und Andreas Seyfarth. Letzterer bekannt vor allem durch das hochgelobte Puerto Rico, welches ohne Zweifel zur TopTen der besten Spiele gehört. Allerdings sollte man sein neustes Werk nicht durch die Puerto Rico-Brille betrachten - es wäre Äpfel mit Birnen verglichen.
Thurn und Taxis kommt als leichtere Kost daher ohne allerdings fade zu schmecken. Ein lockeres Spiel für zwei bis vier Spieler ab 10 Jahren, das recht schnell erklärt ist und rund läuft. Schnell hat man den Spielablauf "Karte ziehen - Karte ablegen" durchschaut und glaubt schon, ein simples Sammelspielchen vor sich zu haben. Doch im Verlauf des Spieles gelangt man schnell zu der Erkenntnis, dass weitaus mehr dahintersteckt, als es auf den ersten Blick scheint.
Sollte man jetzt flugs seine Strecke werten, bevor in der nächsten Runde die passenden Stadtkarten fehlen und man die mühsam gebaute Strecke wieder einreißen muss? Oder riskiert man eine weitere Runde in der Hoffnung, eine schnellere Kutsche zu ergattern?
Der Ärgerfaktor ist hoch, kann man doch beispielsweise dem Konkurrenten die dringend benötigte Stadtkarte vor der Nase wegschnappen, um ihn zum Abriss seiner gerade mühevoll erbauten Strecke zu zwingen. Wer schafft es als erster, ganz Baiern mit seinen Poststationen zu durchziehen und die Bonuspunkte dafür auf seinem Konto zu verbuchen? Die Jagd nach den Bonuspunkten zieht sich auch durch die angrenzenden Länder und wer zuerst kommt, kann die größten Batzen abgreifen.
Hilfreich sind dabei die Amtspersonen, deren Fähigkeiten man sich einmal pro Runde zunutze machen darf. So verhilft der brave Postmeister zu einer weiteren Stadtkarte, während man den Amtmann dazu bringen kann, die ungünstige Kartenauswahl auszutauschen - immer in der Hoffnung, dass etwas Besseres nachkommt. Mit Hilfe des Postillion kann man an einem Tag gleich zwei Städte abklappern und hat man einen Wagner auf seiner Seite, tunt dieser die alte, klapprige Kutsche zum pfeilschnellen Gefährt.
Vorsicht muss man jedoch bei der Auswahl seiner Städte walten lassen: der Abstand darf für die einzelnen Boten nicht zu groß sein, erreicht das tapfere Ross sonst nicht mehr den nächsten Poststall. Deshalb darf immer nur in der nächsten, benachbarten Stadt eine weitere Station errichtet werden, zur Labung von Ross und Reiter.
Bei alledem sollte man immer die Konkurrenz im Auge behalten, denn sobald einer die schnellste Kutsche erlangt hat oder gar alle seine 20 Streckenposten verteilen konnte, endet das Spiel. Nun zeigt sich, wer am Klügsten gebaut hat: je schneller das erreichte Kutschenmodell, desto höher die Ruhmespunkte dafür. Und auch die gesammelten Bonuspunkte schlagen positiv zu Buche. Doch wehe dem, der den Aufbau seiner Streckenposten vernachlässigt hat: ihm droht dafür saftiger Punktabzug.
Thurn und Taxis ist ein lockeres Spiel, hinter dem mehr steckt, als sich zunächst vermuten läßt; gilt es doch auf viele Dinge gleichzeitig zu achten, immer darum bemüht, die Prioritäten richtig zu setzen, immer wandelnd auf dem Grat der Entscheidung, welche seine Städte man am besten mit in die Wertung hineinnehmen sollte. Und immer möchte man es in der nächsten Partie besser machen...
Probiert es aus und laßt euch nicht ins Posthorn jagen!