Bei Jäger und Sammler verschlägt es 2 bis 4 Spieler in die Steinzeit. Es gilt Punkteplättchen in Form von wertvollen Gütern, Mammuts und anderen, weniger lauffreudigen, Nahrungsmitteln (wie etwa Beeren und Knollen) von sechseckigen Feldern zu sammeln.
Der Spielablauf ähnelt sehr stark Packeis am Pol. Jeder Spieler verfügt über vier Spielfiguren, die bewegt werden können und beim Verlassen eines Plättchens dieses einsammeln und die darauf verzeichneten Punkte erzielen. Auch hier wird das Spielfeld immer unpassierbarer, bis irgendwann kein Zug mehr möglich ist.
Reiner Knizia hat in Jäger und Sammler allerdings eine Vielfalt zusätzlicher Mechanismen eingebaut, die damit natürlich auch die Unterschiede zu Packeis am Pol ausmachen.
1. Ein Spieler muss seine Spielfiguren 2 Felder weit bewegen. Dies kann er tun, indem er entweder 1 Figur 2 Felder weit bewegt (er nimmt bei dieser Zugweise sowohl das Plättchen vom ursprünglichen Feld als auch das vom „Zwischenstopp“) oder er bewegt zwei Figuren jeweils 1 Feld weit.
Zusätzlich zu der normalen Fortbewegung gibt es auch Tunnelsysteme. Wer auf einem Höhlenfeld steht, kann mit einem Zug zu jeder anderen Höhle „tauchen“. Dies erschwert das bei Packeis am Pol beliebte Abgrenzen von Gebieten. Außerdem gibt es Wegfelder, die, ebenso wie die Höhlen, keine Punkte enthalten und beim Verlassen nicht verschwinden. So bleibt immer ein Korsett an Feldern bestehen, das auch kurz vor Schluss immer noch Bewegungsmöglichkeiten bietet.
2. Es gibt unterschiedliche Wege Punkte zu holen:
a. Die normalen Punkteplättchen mit den Werten 1 bis 3.
b. Mammutplättchen mit 3 bis 8 Punkten. Diese dürfen allerdings nur betreten werden, wenn man zuvor ein Waffenplättchen aufgenommen hat und dieses abgibt.
endif]–>Wertvolle Güter haben keine feste Punktzahl sondern ihr Wert steigt, je mehr man von ihnen hat. Eines hat nur einen Wert von 1 wohingegen bei sechs Stück mit einem Wert von insgesamt 20 Punkten das Maximum erreicht ist. Jedes weitere Plättchen der gleichen Art bringt dann keine Punkte mehr.
3. Jäger und Sammler geht über zwei Runden. Zuerst wird der Sommer gespielt. Hier gibt es verhältnismäßig viele Waffen und wenig Mammuts. Sobald alle einsammelbaren Plättchen genommen wurden, endet der Sommer und es kommen die Winterplättchen auf den Spielplan. Dieses Mal gibt es wiederum wenige Waffen aber viele Mammuts (wohl dem, der im Sommer Waffen bevorratet hat).
Die Spieler beginnen in 4 verschiedenen Sommerlagern und schlagen sich von dort in die Wildnis. Damit der Start in den Winter ebenso gut gelingt, sollten die Spieler im Laufe des Sommern kurze Zwischenstopps in jedem der vier Winterlager machen. Denn die Spieler dürfen nur in den Winterlagern starten, wo sie zuvor schon waren. Schafft es ein Spieler also zum Beispiel nur zu zwei Lagern, hat er im Winter anstatt der üblichen vier Pöppel nur zwei. Im Winter hingegen sollte man Boxenstopps in den Sommerlagern machen, weil diese jeweils 5 Siegpunkte pro Lager verheißen. Startspieler ist im Winter übrigens der Spieler, der im Sommer das hochwertigste Mammut zu Schaschlik verarbeitet hat.
Höhlen und Lager dürfen übrigens von mehr als einer Figur gleichzeitig betreten werden.
Auch wenn es, wie bei Packeis am Pol, darum geht, möglichst viele und wertvolle Plättchen zu ergattern und den Gegner aus vollständigen Gebieten auszuklammern, bringt die Vielzahl unterschiedlicher Plättchen eine erhöhte Komplexität mit sich. Abhängig von der Auslage der Plättchen und der Strategie der Mitspieler muss sich jeder Spieler überlegen, auf welche Art der Punkteplättchen er spielt und ob sich hier und da nicht doch ein Doppelzug mit einer Figur lohnt (was dann wiederum ein Plättchen weniger einbringt). Auf den ersten Blick sehen die Mammuts sehr punkteträchtig aus, aber da man hierfür ja zuerst noch ein Waffenplättchen sammeln muss, halbiert sich netto die erzielte Punktzahl pro Plättchen. Die wertvollen Güter hingegen können mit einem durchschnittlichen Wert von über drei Punkten sehr lukrativ sein, sind aber anfällig dafür, dass man in die Röhre guckt, wenn man dann doch nur 1 oder 2 von ihnen erspielen konnte. Ebenso spannend sind die seltenen 3er-Punkteplättchen.
Zusätzlich verändert sich die strategische Lage immens je nach Spielerzahl am Tisch. Zu zweit wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von den wertvollen Gütern eine ausreichend hohe Anzahl Plättchen zu sammeln sein. Insgesamt gibt es zehn Stück pro Gut (jeweils zwei verschiedene Güter pro Jahreszeit). Bei vier Spielern hingegen könnte es schon zu heftigen Verteilungskämpfen (oder eher Verteilungswettläufen) kommen.
Das Material und die Präsentation von Jäger und Sammler ist ansprechend. Besonders die Zeichnungen auf dem recht großen Spielfeld sind sehr liebevoll gemacht. Die Pappplättchen sind ausreichend dick und die Pöppel sind standesgemäß aus Holz. Auch Farbenblinde sollten mit Jäger und Sammler keine Probleme haben.
Fazit
Uns hat Jäger und Sammler gut gefallen. Es spielt sich recht leicht und locker und die Wartezeiten während der Züge der anderen Spieler halten sich stark in Grenzen. Das Spiel ist sehr interaktiv, da man immer aufpassen muss, dass eigene Figürchen nicht isoliert oder von Lagern abgeschnitten werden.
Ein Vergleich mit Packeis am Pol (der naheliegt) lässt sich nur schwer durchführen. Packeis am Pol besticht durch die äußerst einfach gehaltenen Regeln und ist mangels Glückseinflusses ein knallhartes Strategiespiel. Jäger und Sammler hingegen bietet eine größere Anzahl an Möglichkeiten und durch die verringerte Wahrscheinlichkeit des Ausgrenzens von Pöppeln ist es auch familientauglicher. Liebhaber von einfachen und klar strukturierten Regeln, könnten die zusätzlichen Regeln in Jäger und Sammler aber natürlich auch als Verwässerung bezeichnen. Die einzigen Glückseinflüsse bei Jäger und Sammler sind der Startspieler und der Aufbau des Spielfeldes. Der Startspieler hat leider einen spürbaren Vorteil, insbesondere weil er natürlich in der besten Position ist, um sich auch für den Winter wiederum den Startspieler zu sichern.
Einziger Wermutstropfen ist die Zählerei der vielen Punkteplättchen, bei dem man tunlichst aufpassen sollte, dass man die Sommer- und Winterplättchen nicht durcheinander wirft.