Rezension: Unterwassergehirnakrobatik mit Otys

Zur Einstimmung auf die Spiel 2018 in Essen möchte ich euch hier, mein persönliches Highlight der letzten Messe präsentieren. Otys hatte es mir direkt angetan und hat auch seitdem etliche Male den Weg auf den Spieltisch gefunden.

Otys spielt in einer größtenteils von Wasser bedeckten Erde und folglich findet das Spielgeschehen unter der Wasseroberfläche statt. Es gilt, mit Hilfe von verschiedenen Tauchern, Rohstoffe im Wasser zu bergen und mit diesen Aufträge zu erfüllen. Das Spiel endet sobald ein Spieler auf diese Weise 18 Siegpunkte ergattert hat.

Das klingt alles erst einmal ziemlich simpel. Aber schnell merkt man, dass Otys es in sich hat. Eine ganze Reihe verschiedener Aspekte wollen beachtet werden, damit aus einem Zug ein guter Zug wird und nur eine Reihe guter Züge lässt einen das Wettrennen zur 18-Punkte-Schranke gewinnen. Züge verschwenden oder zumindest ineffizient zu nutzen ist folglich nicht angesagt.

Jeder Spieler hat eine eigene Kolonie in Form eines Tableaus und darin türmen sich acht verschiedene Taucher. Die unteren fünf Taucher befinden sich in eine der fünf Ebenen (in denen sie aktiv werden können), die oberen drei Taucher sind quasi in der Warteschleife. Das zentrale Wort im obigen Satz ist „Ebene“. Denn ein Großteil der Komplexität hat mit den verschiedenen Ebenen zu tun.

Das Spielertableau

Einfach ausgedrückt lässt sich sagen, dass der Spieler pro Zug im Normalfall nur in einer Ebene aktiv sein kann. Damit der Spieler in einer Ebene aktiv werden kann, muss er für diese Ebene entweder noch das Aktivierungsplättchen in dieser Ebene besitzen oder ein Joker-Aktivierungsplättchen verwenden (mit X darauf). Anschließend kann er in der entsprechenden Ebene Die Funktion des Sponsorenplättchens nutzen und seinen Taucher in der gleichen Ebene arbeiten lassen. Zu guter Letzt kann er in der gleichen Ebene auch noch einen Siegpunktauftrag erfüllen. Nach getaner Arbeit taucht der aktive Taucher auf und alle darüber platzierten Taucher rücken eine Position nach unten.

Das „Problem“ ist, dass sich selten alle Lieblingselemente in der gleichen Ebene befinden. Und so beginnt der lustige Reigen des Improvisierens. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob man sich in Otys treiben lassen müsse. Doch weit gefehlt! Es gibt eine Menge Stellrädchen, an denen sich schrauben lässt:

  • Dein Taucher soll nicht auftauchen, sondern an Ort und Stelle bleiben? Gib einfach eine Energie ab.
  • Du hast kein Aktivierungsplättchen der entsprechenden Ebene mehr? Nutze den Joker.
  • Du willst eine Ebene aktivieren aber dein Wunschtaucher befindet sich nicht in der richtigen Ebene? Gib Energie ab, um diesen zu bewegen.
  • Die Reihenfolge der Sponsorenplättchen gefällt dir nicht? Bei Nutzung eines Jokers rotieren diese um eine Position.

Zentrale Elemente sind die Beeinflussung der eigenen Taucherreihenfolge und die Manipulation der Sponsorenplättchenreihenfolge. Erstere betrifft nur einen selbst, letztere hingegen teilt man mit den Mitspielern, sodass jegliche Manipulation auch für alle anderen Spieler gilt. Das kann schonmal zu Gefühlsausbrüchen bei den Spielern führen, wenn ein genial ausgeklügelter Plan baden geht.

Der gemeinsame Spielplan

Die Spieler können aber auch investieren, um ihre Kolonie bzw. Taucher zu optimieren.

  • Taucher können verbessert werden und so bei Aktivierung funktionsreicher sein.
  • Das Einsetzen von Energie zur Positionsveränderung der Taucher kann effizienter gemacht werden.
  • Man kann seine bisher verwendeten Aktivierungsplättchen früher zurückerhalten, sodass man sich auf eine geringere Anzahl Ebenen konzentrieren kann.

Es gibt also viel zu Planen und eine Menge Werkzeuge zu optimieren oder anderen in die Suppe zu spucken. Damit Otys auch nach vielen Partien nicht langweilig wird, verfügen die Sponsorenplättchen über zwei unterschiedliche Seiten, die je nach Erfahrungsstand oder Wunsch nach Abwechslung frei gewählt werden können.

Die Auftragskarten

Aber auch zwei Schattenseiten, dieses ansonsten tollen Spiels, will ich euch nicht verheimlichen. Zum einen neigen die aus zwei Ebenen zusammengeklebten Spielertableaus zum Verbiegen und zum anderen sind einige der verwendeten Symbole nicht perfekt gewählt und erfordern etwas Eingewöhnung. Wer sich aber die Zeit nimmt, zwei oder drei Partien zu spielen, wird mit viel Spielspaß belohnt.

Otys kann man mit zwei bis vier Spielern spielen und dauert mit etwas Erfahrung ca. eine Stunde.