Spielend für Toleranz

Die BrettspielWelt entstand auf privater Basis. Alexander Zbiek
suchte 1998 nach einer Möglichkeit, wie er mit seinen inzwischen
in halb Deutschland verteilten Freunden weiterhin «Die Siedler
von Catan» spielen kann. Er programmierte eine entsprechende
Seite. Doch als er eines Abends auf seine Homepage
kam, hatten wildfremde Leute das Angebot entdeckt – und waren
friedlich am Spielen. Und was tat der Hausherr in dieser
Situation? Warf er sie hinaus? Baute er einen Zaun um sein
Revier? Nein. Er freute sich über die fremden Besucher und suchte
nach technischen Möglichkeiten, dass mehrere Spiele parallel
möglich sind.

Seither ist die BrettspielWelt immer mehr gewachsen. Nach den
Deutschen entdeckten die Schweizer und Österreicher die Seite.
Plötzlich kamen auch fremdsprachige Spieler dazu – Holländer,
Franzosen, Engländer. Die Seite wurde immer wieder angepasst,
Teile davon übersetzt. Die Welle schwappte über nach Amerika,
irgendwann entdeckte man die BrettspielWelt auch in Asien und
auf der übrigen Welt. Und so konnte es passieren, dass (wahre
Geschichte) an einem Abend ein Schweizer, ein Schwede, ein Ami
und ein Australier zusammen ein Meuterer zockten – allen
sprachlichen und kulturellen Unterschieden zum Trotz.

Heute ist die BrettspielWelt ein Ort, der Menschen aus aller Welt
vereint, deren gemeinsames Hobby das Spielen von Brett- und
Kartenspielen ist. Es ist eine lebendige Gemeinschaft, in der man
neue Leute kennenlernen und neue Freundschaften schließen
kann. Die Gemeinschaft hat einen hohen Stellenwert, die
BrettspielWelt will möglichst viele erreichen und möglichst
wenige ausgrenzen. Hier darf man spielen, schwatzen und Spaß
haben. Trotz steigender Mitgliederzahlen bemüht sich die
BrettspielWelt, ihren familiären Charakter beizubehalten und
pflegt diesen auch durch regelmäßige Treffen. Treffen, die allen
offenstehen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrem
Geschlecht oder ihrer Kultur. Jeder Spieler ist aufgefordert, durch Freundlichkeit, Fairness und Rücksicht seinen Teil beizutragen,
um diesen Charakter zu erhalten.

Beleidigungen und rücksichtsloses Verhalten entsprechen nicht dem
Sinn einer Gemeinschaft, wie sie die BrettspielWelt sein will.
Natürlich: Nicht alle User leben dieser Philosophie der Gründer
nach. Eine Welt wie diese lockt eben alle Arten von Menschen an.
Es gab und gibt auch hier Momente, in denen die Toleranz mit
Füssen getreten wurde, in denen Spieler aus bestimmten
Nationen pauschal verurteilt, einzelne Spieler gemobbt oder
provoziert wurden, oder in denen beleidigende oder rassistische
Äußerungen gemacht wurden. Aber: Die Macher und die
Gemeinschaft haben darauf stets reagiert und solche Strömungen
schnellstmöglich unterbunden. Sie haben im Kleinen vorgemacht,
was im Grossen leider zu wenig passiert – Nein zu sagen gegen
Angriffe auf andere Menschen. Die BrettspielWelt will kein
Paradies sein, aber ein Ort, an dem Respekt, Toleranz, Anstand
und Fairness gelebt werden. An dem niemand wegen seiner
Herkunft oder seiner Kultur diskriminiert wird. Und dass dies
weit mehr als nur Schlagworte sind, zeigt sich auch in den
Nutzungsbedingungen, in denen all diese Punkte explizit
aufgeführt sind. Auf anderen Webseiten geht es unter diesem
Punkt primär um den Umgang mit Daten und die Finanzierung.
Hier ist von Respekt die Rede und vom Verbot von rassistischen,
pornographischen, menschenverachtenden, beleidigenden und
gegen die guten Sitten verstoßenden Beiträgen.

In diesem Sinne schließt sich die BrettspielWelt der Initiative
«Spielend für Toleranz» an. Die BrettspielWelt begreift sich
explizit als Gemeinschaft, und als Gemeinschaft sind wir
füreinander da und unterstützen einander. Spieler sollten wissen,
dass sie andere Menschen brauchen, um ihr Hobby auszuüben.
Für sie sollten Begriffe wie Fairness, Toleranz und ein friedliches
Miteinander keine Fremdwörter sein. Wer will schon mit
jemandem am Tisch sitzen, der bescheißt, die anderen anpöbelt
und das Brett vom Tisch fegt, wenn er verliert? Die Macher der
BrettspielWelt und ein überwältigend großer Anteil der
Mitglieder leben diese Philosophie Tag für Tag vor.  Das ist lobenswert, reicht aber leider nicht aus. Es ist aber wichtig, diese
Werte auch im Alltag zu bewahren und vorzuleben. In der eigenen
Familie, im Quartier, im Verein, im Dorf am Arbeitsplatz oder in
der Stadt. Es ist wichtig, nicht einfach wegzuschauen, sondern zu
handeln. Stopp zu sagen. Und damit ein Gegengewicht zu setzen
gegen die derzeitigen gefährlichen Tendenzen in vielen Ländern
dieser Erde. Spieler sind grundsätzlich kommunikative Menschen.
Schweigen ist darum keine Lösung. Wir sind vielleicht nur wenige.
Aber aus Wenigen können Viele werden.