Grimoria von Schmidt Spiele erschien zuvor als “Grimoire” bei Japon Brand. Es gibt einige Änderungen. Inhaltlich nur wenig, Material und graphische Gestaltung aber deutlich.
Um die Herrschaft über “Grimoria” zu erlangen, muss zunächst erst ein magischer Wettstreit bestanden werden, der Jung und Alt Spannung und viel Abwechslung verspricht. Dabei gilt es, mächtige Zaubersprüche weise einzusetzen und die Stärken der Schwarzen Magie gekonnt zu nutzen.
In – je nach Spieleranzahl – 12 bis 14 Runden arbeiten wir uns hoch. Die Runde ist schnell gespielt. Jeder sucht sich in seinem kleinen Zauberbüchlein seinen Spruch aus, dann decken alle gleichzeitig ihre Wahl auf und führen gemäß der neuen Reihenfolge eine Aktion aus. Dann darf man sich am Ende seines Zugs noch eine Karte aus der Auslage nehmen. Das Spielprinzip ist schnell drin.
Gehen wir nun etwas ins Detail, dann erkennen wir die Feinheiten sowie die wachsende Auswahl an Optionen. Anfangs hat jeder Spieler nur Zugriff auf wenige Einsteigersprüche. Mit jeder Runde kommt aber ein neuer Spruch, also eine neue Aktion, dazu. Neue Spieler lernen somit während des Spielverlaufs, worauf es zu achten gilt, während sich schrittweise der Komplexitätsgrad erhöht. Zu Beginn ist auch ein Fehler nicht schlimm, später sollte der aber nicht mehr passieren.
Bei der Wahl der Aktion gilt es dann dreierlei zu beachten und abzuwägen: Erstens der Effekt der Aktion. Die Möglichkeiten wollen schließlich optimal genutzt werden. Zweitens die Zahl, auch Magie-Level genannt, des Spruchs. Denn je niedriger diese ist, desto eher ist man dran und kann sich entsprechend auch bei der Wahl der Auslagenkarte vordrängeln. Liegt dort etwas aus, das ich unbedingt haben will, wähle ich einen kleineren und vermeintlich schwächeren Zauberspruch. Und drittens wollen die Mitspieler im Auge behalten werden. Haben sich mehrere Spieler nämlich für den gleichen Spruch entschieden, sind sie auf jeden Fall schon mal später dran als irgendwelche Einzelgänger. Ein bisschen Mitdenken und Bluff ist also auch dabei. Vor allem gegen Spielende, wenn man mittels Angriffszaubern in der Auslage der anderen herumpfuschen kann, wenn diese sich nicht mit der entsprechenden Aktion schützen. Ein starker Spieler muss also immer in der Angst leben, von den neidvollen Genossen am Tisch womöglich angegriffen zu werden – denken die aber wiederum, der jeweils andere übernimmt dies und am Ende macht’s doch keiner, nennt man das Verantwortungsdiffusion. Und der führende Spieler freut sich. Oder er ärgert sich, weil er sicherheitshalber auf Nummer sicher ging und sich somit einer sinnvolleren Aktion beraubte.
Schließlich kann man an allen Ecken und Enden der Konkurrenz in die Parade fahren: Jeder Taler ist ein Siegpunkt, aber so ganz direkt bekommt man Geld nur über Schwarze Magie. Die lässt sich wiederum mit einem niedrigstufigen Zauber für die Runde abstellen. Wer auf schöne Talerchen gehofft hat, guckt in die Röhre. So leicht kommt man an drei Taler selten. Das entspricht sonst nur der Topp-Örtlichkeit Festung oder einer prallen Schatztruhe. Richtig: Eine Schatztruhe hat den gleichen Wert wie drei Taler. Der Grimorianische Taler gilt nicht umsonst als echte Hartwährung.
Im Stapel der Abenteuerkarten liegen Gefährten und Orte. Gutes Personal bringt pauschal Punkte und entweder einen Effekt pro Runde (wer zum Beispiel den Boten hat, kassiert einen Taler, wenn er der Erste in der Runde ist oder die Hellseherin erlaubt das Spicken unter die eine, verdeckte Auslagenkarte) oder liefert bei Spielende Punkte-Multiplikatoren. Hier sollte man schon weitsichtig vorausplanen und einigermaßen strategisch vorgehen. Kombos gibt es freilich auch. Wer ein oder zwei Königinnen hat, der sammelt Orte für die Extrapunkte. Oder man heuert mit etwas Glück gleich alle drei Bronzeschmiede an, sie machen aus den ansonsten wertlosen Bronzehelmen echte Schätze. Ortskarten bringen Punkte, Schatzkarten ebenfalls (und manchmal hat man hier das Glück und zieht ein rares Artefakt mit Sondereigenschaft).
Grimoria hat alles was man sich für ein Spiel nur wünschen kann: Interaktion, Strategie, das Einschätzen der Mitspieler und ein sich langsam ausdehnendes Feld an Möglichkeiten. Interessanterweise sollte man ja meinen, dass sich die Spieler hier immer weniger gegenseitig im Weg stehen, aber dem ist nicht so. Selbst in einer Partie zu dritt wählt man doch immer wieder mal eine Aktion, auf die auch die Mitspielerin scharf ist. Immerhin werden die Runde um Runde besser und selten wählt man noch das zarte „Nimm Dir 1 Taler“-Zaubersprüchlein, wenn es auch die welterschütternden „Zahle 1 Taler und ziehe 3 Karten vom Ablagestapel“-Hexerei gibt. Im Gleichschritt mit der Auswahl an Möglichkeiten – es mag komisch klingen – steigt auch der Tiefgang. Notorische Grübler fühlen sich wohl, bleiben aber unterbeschäftigt. Das ist gut für den Rest der Runde.
Man spielt mal aggressiv, mal defensiv, muss Runde um Runde wichtige Entscheidungen treffen und es ist essentiell, die Mitspieler und ihre Auslage im Auge zu behalten. Und all das mit schlanken Regeln und kurzer Spieldauer.
Autor: Hayato Kisaragi ,Grafiken von Eckhard Freytag
Eine genaue Anleitung findet man hier
Ein sehr atmosphärischer Trailer ist hier zu finden.
Gefunden u.a. bei http://de.trictrac.net/?search=Grimoria und http://www.schmidtspiele.de/index.php?id=101&news=1&backpage=114&direkt=1&aid=37936